hunderttausend lofi-lieder
theater am lend, graz
Protest-Testaufnahmen von phonofix
Text: Jörg Albrecht, Musik: Matthias Grübel. Einrichtung: Jörg Albrecht und Matthias Grübel. Mit: Janna Horstmann, Felix Lampe, Steffen Klewar, Jörg Albrecht.
In der Popprovinz aufwachsen = hunderttausend Mal Platten kaufen gehen, hunderttausend Mal Gitarrenwirbel drehen und hunderttausend Mal wieder nichts verstehen von dem, was da grad an einem vorbeizieht: die Jugend.
Jahre später die abgebrochenen Projekte erinnern, Chronik deiner Jugend, moderiert von Charlotte Roche bei Viva 2. Und dabei merken: Die Menschen, die du früher verachtest, könnten heute Freunde sein. Die Frisuren, die du früher trägst, können deine Eltern heute nicht mehr zum Protest bewegen. Und deine Erinnerungen hören sich hinterm Trommelfell alles andere als Hi Fi an. Welcher Geräuschemacher macht da die Sounds? Stimmt die Mikrophonierung? Sind die Filmtricks vorbereitet? Die brauchst du, du brauchst Filmtricks, englisch: Special Effects. Das heißt: Filmen, was nicht existiert. Very Special Effects: Filmen, was nicht mehr existiert, die Jugend zum Beispiel, die sich aus dem Staub gemacht hat. Mit fünf Jahren werden die Nervenzellen im Hirn weniger. Mit acht Jahren nimmt die Akkomodationsfähigkeit deiner Augen ab. Mit sechzehn beginnt deine Jugend, einen Abschiedssong zu singen. Und jetzt? Was jetzt? Was für eine Band? Welche Platte? Welcher Track?
In hunderttausend Lo Fi-Lieder untersuchen phonofix gescheiterte und gelungene Verweigerungen der Jugend, auf Grundlage des Songs Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst von Tocotronic. Das Textkonzert nimmt die Struktur des Songs auf und füllt Strophen, Refrain und Instrumental mit Rauschen, Stimmbrüchen und Protestrufen, Outtakes einer Jugend, die immer noch mehr Lo Fi vertragen hätte, als du dachtest.
Menüfoto (c) Bettina Müller