am königsweg
deutsches schauspielhaus hamburg

2017 November

von Elfriede Jelinek
Premiere und Uraufführung am 28. Oktober 2017
[EINGELADEN ZUM THEATERTREFFEN 2018]

Regie: Falk Richter
Bühne: Katrin Hoffmann
Kostüme: Andy Besuch
Komposition und Musik: Matthias Grübel
Video: Michel Auder, Meika Dresenkamp
Licht: Carsten Sander
Dramaturgie: Rita Thiele

Mit: Idil Baydar, Benny Claessens, Matti Krause, Anne Müller, Ilse Ritter, Tilman Strauß, Julia Wieninger, Frank Willens

„Achtung, hier kommt der neue König…!“ Der Sieger, der Vorkämpfer, der Anführer, der Gewinner, der Vater, der Erlöser, der Gott: Viele Namen trägt der gerade erwählte König, doch wie er wirklich heißt, wird nie direkt ausgesprochen: Donald J. Trump ist Anlass, aber nicht Essenz des neuen Stückes von Elfriede Jelinek. Sie stellt sich grundsätzlichere Fragen wie: Wieso treten Rechtspopulismus und Superkapitalismus stets gemeinsam auf? Bedeutet der Sieg dieses Königs nicht die gespenstische Rückkehr des „Alten“, „historisch Überlieferten, auch wenn damals Millionen daran krepiert sind“? Und wieso steht der Verblendung der neuen Rechten keine Hellsicht der Gegner gegenüber? Wieso sind in diesem Schauspiel alle blind?

Gleich zu Beginn des Stückes: Auftritt der Autorin als blinde Seherin; sie blutet aus den Augen, später auch aus dem Mund. Der König tritt als blinder Ödipus auf. Er bringt die Pest und wird bald ausgestoßen werden, aber noch sitzt er in seinem goldenen Turm auf goldenen Stühlchen, trinkt mit seiner goldigen Familie aus goldenen Bechern. Seine Anhänger und Gegner schlagen derweil aufeinander ein wie Kasperle auf das Krokodil. Wo sind wir hier? In einer Monster Horror Picture Show? Im Unterschichtsfernsehen? Einem schlechten Imperator-Film? In einem Helden-Cartoon? Trumps Selbstinszenierung liefert die perfekte Steilvorlage für Jelineks geniale Parodie. Und doch bleibt Verzweiflung, Ohnmacht und Erschrecken spürbar: über den Hass und die Wut der neuen weißen Rotten, über Nationalismus und Rassismus, die wie monströse Zombies aus alten Gräbern wiederauferstehen.

Falk Richter, Regisseur und Autor, wurde 1969 in Hamburg geboren und zählt zu den bedeutendsten Theaterregisseuren und Gegenwartsdramatikern. Als Student der Theaterregie in Hamburg richtete er erste Texte im MalerSaal des Deutschen SchauSpielHauses ein. Bald schrieb er eigene Stücke, in denen er die Nicht -Verfasstheit seiner Generation spürbar machte. Einer seiner frühen Erfolge war »Gott ist ein DJ« am Staatstheater Mainz. 2000 wurde er mit »Nothing hurts« zum Theatertreffen eingeladen. Seitdem arbeitet er an renommierten Häusern in ganz Europa, inszeniert Opern, eigene und klassische Stücke. Elfriede Jelineks »Königsweg« ist seine erste große Inszenierung am Deutschen SchauSpielHaus.